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Ein beträchtlicher Teil des Hindenburgufers ist in Gefahr.Die "Marina
Planning and Development International"(MPDI) plant am nördlichen
Hindenburgufer ein Yachthafenareal zu bauen, vor allem für Megayachten
und mit umfangreichen Gebäudekomplexen. Dieses Areal müsste
ausgebaggert werden,wodurch die ökologische Situation zum Nachteil der
gesamten Binnenförde eindeutig verschlechtert wird. Es darf nicht sein,
dass "Kiel-Sailing City" "Kiel-Ökocity" platt macht. Nach der
Helsinki-Konventions Akte(HELKOM) , die alle Ostsee-Anliegerrstaaten
unterschrieben haben, soll jeder Staat Ostseeschutzgebiete einrichten.
Dieser Forderung ist Schleswig -Holstein nicht nachgekommen, weil es am
Widerstand wirtschaftlicher Interessen gescheitert ist. Ein
Meeresschutzgebiet wirkt auf ein Meeresökosystem wie eine Sparkasse.Es
kann doch nicht sein, dass ein solches Gebiet in der Kieler Innenförde
nun auch noch wirtschaftlichen Interessen geopfert wird. Ein Eimer des
ausgebaggerten Sandes hat eine stoffwechselaktive Fläche wie ein
Fußballfeld. Die Vernichtung dieser Fläche vor dem Hindenburgufer Nord
hätte dieselbe Wirkung als wenn man aus dem Aquarium Binnenförde den
Aquarienfilter herausholen würde.Das Aquarium würde trübe und stinken.
Dieser Uferbereich ist nicht nur "Schiet", sondern eines der
ökologisch wertvollste Gebiete der Kieler Innenförde. 40 % des gesunden
Meeresbodens der schwer geschädigten Binnenförde würden durch die
geplanten Baunaßnahmen vernichtet |
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Schema des geschützten Biotopes vor dem Hindenburgufer
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Im Gegensatz zu dem eigentlichen Fördegrund , der zwischen 8 und 13 m
liegt und von mehr oder weniger totem Faulschlamm bedeckt ist, ist
dieser Flachwasserbereich für die Binnenförde äußerst bedeutsam. Er hat
eine REDOX-Schicht, d h. das Sediment hat eine sauerstoffhaltige
Oberfläche ( kenntlich an der hellen Farbe des Sedimentes) durch die
geringe Wassertiefe in dieser Region.Sie ist für den Energiefluß und
Stoffkreislauf der Binnenförde bedeutsam..
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LEBENSRÄUME IM FLACHWASSER AM HINDENBURGUFER
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Blasentangzone
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Die Fucus- oder Blasentangzone ist hier
am nördlichen Hindenburgufer recht ausgeprägt.Das ist ökologisch
bedeutsam, weil die Fucusbestände in der Kieler Förde und in der Ostsee
durch die Eutrophierung der Ostsee in den tieferen Bereichen
ausgestorben sind und nur bis zu 2m Wassertiefe in nennenswerten
Populationen vorkommen.
In den Fucusbeständen leben eine Vielzahl von Krebsen , Würmern, Fischen
,die den Wasservögeln, vor allem im Winter, als Lebensgrundlage
dienen.
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Die Mytilus- oder Miesmuschelbänke sind in der Kieler Förde ein
bedeutendes Biotop. Nicht nur von ihrer Ausdehnung her, sondern auch von
ihrer Funktion.
Zunächst haben sich auf den Muscheln und in dem Spaltensystem zwischen
den Muschelschalen ökologische Nischen gebildet. Zum einen stellen die
Muschelschalen auf dem weichen Sandboden ein wichtiges Hartbodensubstrat
dar , das Tieren einen Siedlungsraum bietet , die sonst auf dem weichen
Sandboden gar nicht vorkommen könnten. In den Nischen zwischen den
Schalen lagert sich Sediment ab , das wiederum anderen Tieren als
Nahrungs - und Wohnnische dient. Insofern stellen die Mytilusbänke ein
ganz wichtiges Biotop in der Kieler Förde dar. Es ist laut Definition ein
Riff. |
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Miesmuschelbank
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Darüber hinaus haben sie als Planktonfiltrierer die Funktion eines
Klärwerkes für die Kieler Förde.Die Klärfunktion der Mytilusbänke ist
wichtig, weil die Planktonmenge in der Ostsee sich durch die Überdüngung
der Ostsee (Eutrophierung ) in den letzten Jahren verfünffacht
hat.Diese Planktonzunahme hat zu einer Faulschlammbildung in den unteren
Bereichen auch der Kieler Förde geführt.Sie bildete die Ursache für
eine drastischen Veränderung und Verarmung der Benthosfauna
(Bodenfauna).
Bei dem Bau dieses geplanten Megayachthafens würden
die reinigenden Mytilusbänke verschwinden. Nach Materialien der
Landesregierung von Schleswig-Holstein würde die Vernichtung der Fauna
auf einem Kilometer Uferstreifen eine Dienstleistung des Menschen an der
Natur durch Bau von Kläranlageb erfordern, die täglich 30 000 Euro
kosten würde.
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Seegraswiese
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Die Zostera-oder Seegraswiesen sind vielleicht die auffälligste
Vegetationsform in der Kieler Förde.Mit ihren Wurzeln verfestigen sie
das Sediment und schützen es vor der Erosion.In dem dichten Dschungel
aus den langen , grünen Seegrasblättern leben viele Tierarten bis hin
zur bekannten Seenadel.Neben vielen wirbellosen Tieren wie hübschen
Nackt- und Gehäuseschnecken , Moostierchen , Hydrozoen ,vielen
Kleinkrebse leben hier auch viele Fische , die sich von diesen
ernähren. So eine Seegraswiese ist eigentlich eine Kita in der Förde,
weil hier viele Jungfische ihren Unterschlupf finden.Auch die
Heringsschwärme legen hier ihre Eier ab, und die jungen Heringe
verweilen hier gerne noch einige Zeit im Schutz der Seegraswiesen.
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Die weiten Sandflächen vor dem Hindenburgufer ,die man übrigens auch
sehr gut bei Google Earth erkennen kann , scheinen nur auf den ersten
Blick öde und leblos.Das "Leben blüht hier im Verborgenen". Viele
Muschelarten ,Krebsarten und Fische leben hier eingegraben im Sand.
Diese Sandflächen sind sehr produktiv und bilden die Nahrungsgrundlage
für unsere Wasservögel.So hat man herausgefunden, dass im Lauf eines
Winters ungefähr die Hälfte der hier im Sand lebenden Muscheln in den
Mägen der Wasservögel landen.Gerade an dieser Tatsache kann man
ermessen, welche Beutung diese Flachwassersedimente vor dem nördlichen
Hindenburgufer haben.Es sei noch einmal darauf hingewiesen , daß sich
vor diesem Abschnitt des Hindenburgufers, der für das
Megayachthafenprojekt vorgesehen ist, ca. 40% der Flachwassersedimente
der Innenförde befinden
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Sandgrund Foto /G.Jäger |
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Diese "öden" Sandflächen sind noch aus einem anderen Grunde für die
Kieler Förde von großer Wichtigkeit.Diese Tatsache ist eng mit der
meeresbiologischen Forschung in Kiel verbunden. In de 30er Jahren
untersuchte der Kieler Zoologe und Meeresbiologe Prof.Dr. Adolf Remane
die Sande in der Kieler Förde mikroskopisch. Er enteckte dabei einen
neuen unbekannten Lebensraum mit völlig neuen Tierarten, das
Sandlückensystem .Diese Forschung, die in dem Zoologischen Institut in
der Hegewischstaße begann, ging von hier aus um die ganze Welt.
Öklologisch ist dieses Sandlückensystem für die Ökologie der Kieler
Förde von überagender Bedeutung ,weil es wie ein riesiges Filter wirkt,
in das das Wasser hineingepresst wird , hier von der Sandlückenfauna
gereinigt wird und als unbelastetes Wasser in das freie Wasser
zurückkehrt. Die Bedeutung dieses Sandlückensystems für die Reinigung
der Gewässer beginnt man gerade erst zu erforschen. Die
Flachwassersedimente haben für den Stoffkreislauf und den Energiefluß
eine große Bedeutung, auch weil die Schlickgründe für diese ööklologisch
wichtigen Vorgänge immer mehr ausfallen.
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Sandlückenfauna ( Graphik Stefanie Jäger )
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Die Schlick- oder Schlammgründe sind schwer geschädigt.Durch die
Planktonzunahme infolge der Eutrophierung und Verbauung der Ostseeufer
wird das Plankton in diesen Tiefen nicht mehr abgebaut. Es kommt vor
allem im Sommer zu abiotischen Zuständen, d h. dem Meeresboden fehlt der
Sauerstoff. Es entstehen giftige Faulgase und Schwefel.Es kommt dadurch
manchmal in der Kieler Förde zu einem riesigem Fischsterben , bei dem
große Mengen von sterbenden ,faulenden Fischen abtransportiert werden
müssen. Der Spaziergänger an der Kieler Förde wird so mit den Folgen
einer verfehlten Umweltpolitik konfrontiert.Nach der geplanten
Ausbaggerung des Areals, auf dem sich heute die für den Energiefluss und
Stoffkreislauf wichtigen Flachwassersedimente befinden, würde sich dann
eine ökologisch wertlose Faulschlammzone bilden.
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Schlammgrund
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Naturschutzrechtliche Fragen zum Projekt Megayachthafen
Sollte dieses Projekt " Megayachthafen Realität werden sollen, dürfte es zum Konflikt mit den Naturschutzgesetzen kommen. |
1.Im §1 des Landesnaturschutzgesetzes heißt es unter §§
1,2 und 3 Bundesnaturschutzgesetz unter 3.1:" Der Naturhaushalt ist in
seinen rämlich abgrenzbaren Teilen so zu sichern, dass die den Standort
prägenden biologischen Funktionen, Stoff und Energieflüsse sowie
landschaftliche Strukturen erhalten, entwickelt oder wiederhergestellt
werden." Wie oben dargelegt, sind die Flächen vor dem Hindenburgufer
Nord ganz eindeutig für den Stoffkreislauf und den Energiefluss der
Binnenförde von grosser Bedeutung.
2. Zu §1/ 3.8 heißt es, "dass Zur Sicherung der Leistungsfähigkeit
des Naturhaushaltes die biologische Vielfalt zu erhalten und entwickeln
ist. Sie umfasst die Vielfalt an Lebensräumen und Lebensgemeinschaften
,an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten." Auch
dieses trifft genau auf diese fragliche Gebiet zu |
3. Zu den gesetzlich geschützten Biotopen zählen nach §1/5 h
der" Landesverordnung der gesetzlich geschützten
Biotope(Biotopverordnung)" Seegraswiesen und Makrophytenbestände." Diese
Bestände sind geradezu charakteristisch für dieses Gebiet |
4.Zu den geschützten Biotopen gehören §1/5 i Riffe.Dazu gehören eindeutig die Mytilusriffe als biogene Festsubstrate. |
5. Zu den geschützten Biotopen gehören laut Definition der
Landesverordnung §1/5 k "die artenreichen Kies-,Grobsand und
Schillbereiche im Küstenbereich." Diese befinden sich vor dem nördlichen
Hindenburgufer |
6. Forderungen zu dem Ostseeschutz nach der "Internationalen
Konventionen zum Schutz der Ostsee (HELCOM)". Forderungen nach Artikel
15 : Er bezieht sich auf den Naturschutz in den Küstengebieten zum
Schutz und Erhalt der natürlichen Lebensräume und der biologischen
Vielfalt. Naturschutz im Ostseeraum wird definiert als Instrument zur
Sicherung der Lebensgrundlagen, das den Schutz von Ökosystemen und
ökologischen Prozessen in den Vordergrund stellt. Der Artikel folgt in
wesentlichen Punkten der "Agenda 21 " und der " Konvention über die
biologische Vielfalt " von Rio (1992) |
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