Ostsee in Not

Die Ostsee in Not?


? Ist die Ostsee in Gefahr? Stirbt die Ostsee etwa? Viele Pressemeldungen hat es zu diesem Thema in den letzten Jahren gegeben. Ich will versuchen, aus meiner Erfahrung von 50 Jahren Beobachtung unter Wasser eine Antwort zu geben.Da es sich bei diesen diskutierten Vorgängen um sehr langfristige Abläufe handelt, die zudem auch noch vom klimatischen Geschehen überlagert werden,sind solche ökologische Veränderungen außerordentlich schwer zu erkennen. Ich beschränke mich hier aus Gründen der Übersichtlichkeit auf wenige Beobachtungen
Was eindeutig zu belegen ist, dass im Küstenbereich die Sicht unter Wasser sich stark verschlechtert hat.Vergleiche meiner Aufzeichnungen aus den 50er Jahren mit heute bezeugen dieses. Die Planktonmenge hat sich vervielfacht. Dieses hat seine Ursachen in dem verstärktem Nährstoffeintrag, vor allem aus der Landwirtschaft. Während die Ostsee früher als ausgesprochen klares Gewässer bekannt war, ist sie heute sehr trübe.



Ostsee 1955








 

Ostsse 1995





Heute ist im Sommer praktisch keine Sicht mehr vorhanden durch die starke Vermehrung des Planktons.Während es früher im Herbst und Frühjahr durch die thermische Instabilität ( keine thermische Schichtung ) zu einem ausgeprägtem Planktonmaximum kam, beobachtet man seit den 50er Jahren eine durchgehende Planktonblüte, die in den Förden begann und sich dann auch in den Küstengewässern ausbildete.Offensichtlich hat dieser Vorgang Auswirkungen auf die Fischfauna der Küstengewässer, diese ist eindeutig reduziert.
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Durch die Eutrophierung vermehrt sich nicht nur das Plankton, sondern auch die festsitzenden Algen,die im oberen Bereich vor allem durch Grünalgen vertreten sind.Die festsitzende Fauna wird durch Überwachsen stark geschädigt, da sie in ihrer Nahrungsaufnahme behindert wird.Ähnliches soll für die Fischfauna gelten ( Verstopfen der Kiemen) .Jedenfalls hat sich für den Taucher eine ehemals reizvolle Unterwasserlandschaft in eine schleimige Algenwüste verwandelt. Reißen diese Algen bei Sturm ab, ensteht am Strand die vom Urlauber so gefürchtete "Algenpest", die aber völlig ungefährlich ist.


Algenpest

 Für das Ökosystem Ostsee hat die Eutrophierung aber nicht nur die Konsequenz des verstärkten Algenwachstums.Es führt auch zu einer Veränderung der abiotischen Faktoren von Lebensräumen.Das ist ungefähr so, als wenn unser Wetter nur noch dunkle Nebeltage bewirkt. Wenn wir den Garten unter solchen Bedingungen betreten würden, wären keine blanken Blätter mehr zu sehen. Von den Zweigen würden lange fädige Flechten hängen und das Wachstum der Bäume stark einschränken. So ähnlich ist es auch in der Ostsee. Aus den grösseren Tiefen steigen Schwachlichtalgen empor, die unter den Bedingungen der Dunkelheit in den flacheren Regionen gut wachsen können. Sie verdrängen die hier ansässigen Algen durch Überwachsen.Sie nehmen ihnen einfach das Licht weg, sie ersticken sie. So wurde der Blasentang, der hier früher bestandsbildend war, in die obersten Schichten verdrängt.

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Rotalgen auf Miesmuschel

 Auch die Benthalfauna (hier Mies muscheln) ist von den Tiefenalgen über wachsen und hindern diese  an der Filtration


überwachsenr Blasentang

 








Todeszone

r die Ostsee sind unter den Bedingungen der Eutrophierung lange schöne Sommer, also die Sommer, die Badegäste lieben. Es bildet sich unter diesen Bedingungen eine besonders warme und leichte Oberflächenschicht, die jeden Sauerstofftzutritt in die unteren Regionen verhindert.Da das heruntersinkende Plankton hier am Grund von Bakterien unter Sauerstoffverbrauch abgebaut wird, kommt es hier zu einem Sauerstoffmangel.Durch Gärungsvorgänge entstehen giftige Faulgase und Schwefel.Der Taucher kann diesen Vorgang unmittelbar beobachten. Zunächst fliehen die Seesterne aus den tieferen Bodenmulden, da der Sauerstoff dort am schnellsten zur Neige geht. Die Seesterne sammeln sich z.B. auf angehäuften Pflanzenresten oder sie klettern aufeinander und bilden Türmchen, so gelangen sie noch in sauerstoffhaltiges Wasser.



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sterbender Seestern

Besucht man diese Stelle wenige Tage später, erlebt man als Taucher Erstaunliches : Die Seesterne haben sich umgedreht, um mit ihren Füsschen noch Sauerstoff aufzunehmen. Auf dem Meeresgrund haben sich jetzt Schwefelschichten gebildet. Die Seesterne beginnen zu sterben. Dieses ist nur der deutlich sichtbare Teil der Katastrophe : Die Bodenfauna stirbt auch.


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